Es hat auch etwas Gutes, dass wir eher enttäuscht aus Pushkar abgereist sind. Da wir unsere Erwartungen etwas heruntergeschraubt haben, beeindruckt und Jodhpur nun umso mehr! Bestimmt liegt es auch an den tollen Leuten, die wir hier kennengelernt haben und daran, dass es sich für ein paar Tage ein bisschen abgekühlt hat, aber die Stadt am Rand der Thar-Wüste ist wirklich einen Besuch wert. Wir verbringen hier drei Tage im schönen Moustache Hostel, das jeden Abend Stadttouren anbietet. Mit viel Enthusiasmus werden wir in einer kleinen Gruppe durch die Gassen des Stadtkerns geführt und sehen uns mit einem frisch aufgebrühten Masala Chai Tee (wie immer mehr Milch und Zucker als alles andere, aber trotzdem lecker und typisch indisch) den Sonnenuntergang von einem Bergtempel aus an.
Besonders gut können wir von hier oben die vielen blau gestrichenen Häuser sehen, die Jodhpur den Titel 'Blaue Stadt' verleihen. Inzwischen hat die blaue Farbe kaum noch praktische Gründe, sondern ist eher zu einer Tradition geworden, die über Generationen gepflegt wird. Früher jedoch, als es noch keine Mosquitonetze oder Ventilatoren gab, so unser Guide, half die besondere blaue Farbe aus Kupferhydroxid bei der Abwehr nerviger Mücken und hielt das Innere des Hauses zudem angenehm kühl.
Für den nächsten Tag verabreden wir uns mit dem Rest unserer internationalen Stadttour-Gruppe aus Stuttgart, Stockholm und Newcastle, um uns auf eigene Faust auch noch die anderen interessanten Sehenswürdigkeiten Jodhpurs anzusehen. Zu fünft im Tuk Tuk ist es ziemlich eng, aber auch ziemlich billig ;) Wir besichtigen den riesigen Umaid-Bravan-Palast, fahren zum Fort, das hoch über der Stadt thront und bummeln über den Markt am Uhrenturm, auf dem Obst, Gemüse, Gewürze und Kleidung verkauft werden. Zufällig finden wir uns am Nachmittag als einzige Touristen mitten in einem eindrucksvollen hinduistischen Festzug wieder, bei dem als Götter verkleidete Kinder und Erwachsene auf geschmückten Traktoren oder Kutschen durch die Gassen gefahren werden und wichtige religiöse Leute aus der Gemeinde in Oldtimern herumkutschiert werden. Es wird laute Musik gespielt und die Kinder freuen sich über kostenlose Bonbons und Kekse. Wir werden mitten ins Geschehen gezogen und von wildfremden Menschen zum Tanz aufgefordert. Viel bessere Eindrücke vom Leben und der Kultur der Einheimischen kann man wohl kaum bekommen und wir sind uns alle einig, dass das die Momente sind, die uns im nu alle Anstrengungen, die das Reisen in Indien mit sich bringen kann, vergessen lassen ;)
Vom Rand der Thar-Wüste geht es nun mitten hinein! In Jaisalmer, das an der Grenze zu Pakistan liegt, planen wir eine Kamelsafari zu machen und im Zuge dessen eine Nacht unter freiem Himmel in der Wüste zu verbringen. Vielleicht wird das ja ein weiteres Highlight unserer Reise!
Okay ciao! Marli und Nils